Mobil zuhause in Neuseeland

Ein erstes Reisekapitel wurde geschlossen (Südamerika) und schon öffnet sich ein weiteres. Wie soll man die ganzen neuen Eindrücke, die auf uns herein-prasseln, nur zu Papier bzw. zu Blog bringen …. ich schätze mal am besten Stück für Stück 😉

Mit einem komischen Gefühl im Bauch sagten wir am 31.Oktober „Tschüss Südamerika“ oder halt „Adios“. Nach 3,5 Monaten war uns die quirlige, leicht chaotische Mentalität dieses Kontinents und seiner Bewohner schon arg ans Herz gewachsen, zumal wir beide auch sprachlich enorme Fortschritte gemacht hatten und mittlerweile Vokabeln können, die man nicht im Beisein eines Elternteils wiedergeben sollte 😉 Ich glaube das war auch der Grund warum wir beide am Flughafen Lima bzw. in Santiago de Chile – unserem Zwischenstopp – recht ruhig und in uns gekehrt waren. Jeder hatte den Abschied erstmal für sich selber zu verdauen. Genug Zeit zum Endverdauen hatten wir dann auf dem 22 stündigen Flug 😉

Aufgrund der Zeitverschiebung erreichten wir den Flughafen in Auckland am 2. November, frühs um halb 6 und ließen als erstes neugierig die Einreiseprozedur über uns ergehen. Und eine Prozedur ist das wirklich, hier wird man nämlich auf Herz und Nieren überprüft bzw. ob man Nahrungsmittel einführen will (gar nicht gut) oder schmutzige Wanderschuhe hat (ganz böse) 😉 Eingeführte Nahrungsmittel werden entsorgt und schmutzige Wanderschuhe, die ja mit Keimen behaftet sein könnten, werden desinfiziert. Und hier kommt bereits die erste Freibier -Tagesaufgabe: Was tippt ihr, wen seine Schuhe desinfiziert werden mussten ? 😀

Alles in allem dauerte der ganze Einreiseprozess eine knappe Stunde, auffällig dabei sämtliche Beamten sind wahnsinnig freundlich und kommunikativ. Und wie wir erfahren sollten, ist das wohl eine der vielen guten Eigenschaften der meisten Neuseeländer 🙂

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Mit dem Bus ging es dann hinein nach Auckland und unser netter Busfahrer schmiss uns direkt vor unserem Hostel – dem Base Auckland – raus. Das Base Auckland ist eine riesige Bettenhochburg. Ich glaube hier gibt es über 500 Schlafplätze für das – größtenteils sehr junge und sehr deutsche – Backpackervolk. 80% der Insassen sprachen deutsch und irgendwie hatten wir beide eher das Gefühl in Berlin Mahrzahn gelandet zu sein als in Neuseeland. Wie wir erfahren haben hat das aber auch einen Grund, denn das Base Auckland ist wohl eine der ersten Anlaufstellen für Work und Travel-willige Kids und unterstützt bei den ersten organisatorischen Schritten wie der Eröffnung eines Bankkontos, der Erstellung geeigneter Bewerbungsunterlagen und letztendlich sogar, mit einer eigenen Jobvermittlung, bei der Jobsuche. Achja und einen Tourenschalter, um das noch nicht arbeitende Volk zu bespaßen, haben die natürlich auch. Obwohl alles sehr sauber war und wir auch wirklich gut geschlafen haben,waren Nico und ich dennoch recht froh nach nur einer Nacht der „Massenmenschhaltung“ entkommen zu können 😉

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Am nächsten Morgen früh um 9 Uhr durften wir dann unser Eigenheim für die kommenden 4 Wochen in Empfang nehmen – unseren Juicy Rental Campervan. Und der ist einfach klasse ! Ein wahres Raumwunder auf 4 Rädern. Gut durchdacht, ausgestattet mit allem was das Herz begehrt, dennoch handlich, gut zu steuern und schön bequem (quasi wie Nico) 😉

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Nachdem ich sämtliche kostenfrei angebotene Landkarten zu allen Inselteilen und 2 Broschüren zu möglichen Campingplätzen abgegriffen hatte ging es los. Und das war schon aufregend, das kann ich Euch sagen. Nico meisterte den Linksverkehr absolut souverän und mit kühlem Kopf, so als würde er das schon immer machen, während ich in den ersten 20km bei jedem entgegenkommenden Auto erstmal die Augen zusammenkniff 😀

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Um es am Anfang nicht gleich zu übertreiben beschlossen wir uns erstmal „nur“ ca. 250km ins sogenannte „Northland“ vorzuwagen. In Whangaruru fanden wir einen schönen DOC Campingplatz mit dem Namen Puriri Bay.

DOC (Department of Conservation) ist die neuseeländische Umweltbehörde. Sie ist verantwortlich für den Erhalt der neuseeländischen Natur und pflegt die Nationalparks und Wanderwege. Außerdem stellt sie einige sehr schöne Campingplätze zur Verfügung, die recht einfach ausgestattet sind. Manche verfügen lediglich über ein Plumpsklo, andere noch über Duschmöglichkeiten mit Kaltwasser. Die Gebühr für eine Übernachtung verglichen mit kommerziellen, privaten und besser ausgestatteten Plätzen ist mit durchschnittlich 10 NZD pro Nase auch ziemlich günstig. Was bisher für alle Plätze zutrifft: Alles ist wahnsinnig sauber ! Aber das ist auch Neuseeland generell. Man merkt, dass die Einheimischen stolz auf Ihre Insel sind. Sie kümmern sich, schätzen und achten sie ! Man sieht nirgendwo Müll rumliegen, sogar öffentliche Toiletten wirken gepflegt und man braucht keine Nasenklammer. Die Grundstücke sind nach englischer Manier zentimetergenau getrimmt und gepflegt und oftmals liebevoll bepflanzt.

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Das wir in idyllischer Natur campierten merkten wir u.a. daran, dass jeden Morgen und Abend eine kleine Entenfamilie  kam und um Brot bettelte und das konnten wir den kleinen Federbüscheln nicht verweigern 😉

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Nach diesem ruhigen Plätzchen verschlug es uns nach Paihia/Whaitangi. Hier ging  es etwas quirliger zu. Wir fanden einen schönen und mega komfortablen Campingplatz. Neben einer Gemeinschaftsküche besaß dieser auch noch sehr schöne sanitäre Anlagen und sogar Grillmöglichkeiten. Das freut das thüringer Herz 😉

FullSizeRender-3 FullSizeRender-2 FullSizeRender-4 FullSizeRender-6Außerdem konnte man hier auch schön wandern, wie zum Beispiel zu den Haruru Wasserfällen, der u.a. durch einen beeindruckenden Mangrovenwald führte.

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Nur eine kleine Überfahrt mit der Fähre entfernt befindet sich auch der kleine Ort Russell – der war von 1840 bis 1841 die erste Hauptstadt Neuseelands. Habt ihr das gewusst ? Ich nicht 😉

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Nach 3 Nächten in Paihia beschlossen wir, dass es Zeit wird in Richtung Coromandel aufzubrechen. Die Halbinsel lockt nämlich mit natürlichen Regenwald, unberührter Natur, riesigen Kauri-Bäumen, einer schönen Küste und Stränden. Was uns auf dem Weg dahin auffällt, es ist hier sehr dünn besiedelt. Es gibt wohl nur 5 Orte die mehr als 5.000 Einwohner haben. Dafür gibt es unwahrscheinlich viel grünes Weideland mit ganz vielen Kühen und Schäfchen 🙂 Es heisst, dass auf 4.18 Millionen Leute 40 Millionen Schafe kommen. Also ist das Verhältnis 10 Schafe pro Person. Außerdem sagt man, dass die Neuseeländer ihre Schafe sehr lieb haben. Derjenige der in Mehrfachehe lebt den nennt man dann wohl Schäfer 😉

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Auf der Halbinsel steuerten wir als erstes eines der gut bewohnten Städtchen an – Thames. Auf dem Weg dahin entdeckten wir noch ein uriges kleines Café. Solche kleinen Familienbetriebe sind wohl für Neuseeland typisch und wenn ja, dann liebe ich sie alle !!!! Hier wurde eine ehemalige Scheune umgebaut und dient jetzt zum einen als Café, zum anderen werden die Waren der Farm angeboten und das günstiger als im großen Supermarkt 🙂

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Zum Frühstück gab es sagenhaften Karottenkuchen mit einer Zitronencreme überzogen. An Nico´s vollen Backen kann man glaube ich genau sehen wie guuuuut der geschmeckt hat. Er hat noch 3 Tage lang davon erzählt 😉

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Auch Thames hat uns gefallen. Es ist ein Ort mit Charme, eingebettet in die schöne Berglandschaft des Kauaeranga Valleys. Dort ist auch der Kauaeranga Nationalpark, wo es einige sehr schöne DOC Campingplätze gibt, die wir so gut wie für uns allein hatten. Ein kaltes Bier auf seinem „eigenen Platz“ das ist wahrer Luxus. Und ein eigenes Plumpsklo für Nico natürlich auch 😀

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Ein absolutes Highlight war für uns die Tageswanderung auf dem Kauaerangi Kauri Trail bis hin zum „Pinnacle“ – einer steilen Felsnadel, von der man einen schönen Ausblick über die Halbinsel hat. Der Trail an sich ist wohl ein früherer  Holzfällerpfad und recht anspruchsvoll. Es ging durch wunderschöne Wald-Flora, über Stock und Stein, wir passierten diverse Hängebrücken und kraxelten zahlreiche Steinstufen und schlussendlich richtige Treppenstufen nach oben (Inka Trail ik hör Dir trapsen).

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Alles war sehr gepflegt und man merkt, dass der DOC hier wirklich ein Auge auf Ordnung hält. Sogar der ein oder andere Stein, der nicht an seinem vorgesehenen Platz bleiben wollte, wurde zur Sicherheit festgenagelt 😉

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Um zum „Pinnacle“ zu kommen muss man dann auch etwas Kletterkunst beweisen und sich an Eisen-Arretierungen am blanken Fels hochwagen. Für mich mit etwas Höhenangst durchaus eine Herausforderung, die ich jedoch brav und ohne zu knengeln meisterte, weil Nico mir am Gipfel ein Stück Knackwurst versprochen hat 😀

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Den auf 8 Stunden geschätzten Wanderweg haben Nico und ich übrigens in 5,5 Stunden geschafft – unsere Südamerika-Kondition scheint sich noch bemerkbar zu machen. Allerdings merken wir unsere Muskeln heute bei jedem Schritt 😉 Darum haben wir beschlossen jetzt erstmal in Richtung Strand und Flachland weiterzuziehen. Wohin, das verraten wir beim nächsten Mal 😀

4 Gedanken zu “Mobil zuhause in Neuseeland

  1. Philipp Littmann

    Hey Ihr Zwei!
    Das hier ist mittlerweile meine Lieblingsinternetlektüre geworden!
    Ich komme kaum aus dem Staunen heraus u werde sehr viele Fragen haben wenn ihr irgendwann wieder hier seid!
    Alles Gute weiterhin!
    Philipp

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  2. GA

    Wirklich ein cooles Gefährt, mit dem ihr da jetzt unterwegs seid. Und die Touren von Euch lassen ja auch schon wieder viel Spaß erahnen 🙂

    Aber eines möchte ich doch mal wissen: hat Ines für diese unglaublich schwierige Rechnung mit den Schafen und den Einwohnern den Taschenrechner benutzt? :p

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  3. Uschi

    Ja, da habt Ihr Euch wirklich ein tolles Auto ausgesucht. Groß genug für zwei, ab er klein genug, um in die letzten Winkel zu fahren.
    Und bei den Touren, die Ihr dort gemacht habt, seid Ihr jetzt absolut alpentauglich.

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